Rundgang durch die Geschichte mit dem Schwerpunkt + Frauen und Arbeit +

Die AsF hat für die kommenden zwei Jahre den Schwerpunkt „Frauen und Arbeit“ gesetzt. Unter dem Titel „Armut ist weiblich“ haben sich die Sozialdemokratinnen im Frühjahr mit den Arbeitsbedingungen, den Erwerbsbiografien, der geschlechtsspezifisch unterschiedlichen Bezahlung und den Auswirkungen im Alter beschäftigt.
Um zu erfahren, welchen Tätigkeiten Frauen in der Vergangenheit nachgingen und wie die Arbeitsbedingungen in der vor- und frühindustriellen Zeit aussahen, hat eine erste Stadtführung durch Rheda stattgefunden.
Christiane Hoffmann, Kunsthistorikerin und ausgebildete Stadtführerin, führte eine interessierte Gruppe mit einem lebendigen Vortrag durch das Thema.
Familien konnten nur dann überleben, wenn alle fleissig anpackten. Die Böden rund um die Stadt gaben nicht genug Ertrag, um ein Auskommen zu sichern. Daher mussten weitere Erwerbsquellen erschlossen werden.
Nicht nur das „bißchen Haushalt“, das in Zeiten ohne Strom, fließend Wasser und ohne moderne technische Hilfsmittel unvorstellbar mühsamer war, musste von den Frauen erledigt werden. Während in der Handwerkerstadt Rheda die Webstühle von den Männern bedient wurden, waren sowohl das Spinnen von Hanf oder Flachs sowie die nach dem Weben fällige Wäsche und Bleiche der fertigen Tuche Frauenarbeit.
Die Einführung industriell betriebener Webstühle führte zum Preisverfall und zwang zur Aufgabe der Weberei.
Da aber auch durch die Eisenbahn ein neuer und schnellerer Verkehrsweg erschlossen wurde, spezialisierten sich die Rhedaer Familien auf die Zigarrenmacherei, die wie die Weberei noch in den Wohnhäusern stattfand. Der Tabak wurde durch Verleger geliefert, die auch die fertigen Produkte aufkauften.
Daneben entstanden die ersten Fabriken, in denen Güter für den Bedarf der Menschen im rasch wachsenden Ruhrgebiet produziert wurden. Die Bewohner fanden dadurch neue Verdienstmöglichkeiten.
„Eine Eigenschaft der Rhedaer war es schon immer, sich zugunsten neuer Erwerbsmöglichkeiten vom Alten zu trennen und den Blick in die Zukunft zu richten“.formulierte Christiane Hoffmann.
Beim Rundgang durch die alten Gassen ergänzten einige Frauen und Männer das Gehörte mit überlieferten Berichten aus ihren Familien.
Nach mehr als neunzig Minuten waren sich alle einig; diese Stadtführung war informativ, kurzweilig und durch die Wahl des Themas etwas Besonderes.