
Gestern hatte der SPD-OV Rheda-Wiedenbrück zum politischen Stammtisch eingeladen. Interessierte Bürger und Bürgerinnen haben sich in einer lebhaften und fairen Diskussion zum Thema Gesamtschule, Sekundarschule oder beides ausgetauscht.
Bereits im März diesen Jahres hatte der Ortsverein einen Stammtisch zur Gesamtschule veranstaltet, da die konstant hohen Anmeldezahlen an die Gütersloher Gesamtschulen einen deutlichen Elternwillen dokumentierten, der sich nicht mehr relativieren oder wegdiskutieren ließ. Die Resonanz auf diese Veranstaltung war so groß, dass sich daraus eine Elterninitiative für die Errichtung einer Gesamtschule in Rheda-Wiedenbrück gründete. Die Elterninitiative pro Gesamtschule stellte im April einen Bürgerantrag zur Errichtung einer Gesamtschule. Gleichzeitig bat sie in einer Unterschriftenaktion um die Unterstützung der Grundschuleltern. Auch hier war die Resonanz bei den Betroffenen überwältigend. Der Schulausschuss signalisierte, dass er den Elternwillen ernst nimmt. Er beschloss, eine Elternbefragung durchzuführen und wenigstens eine zusätzliche Sekundarschulform bis zum Schuljahr 1912/13 einzuführen. Spätestens in der darauf folgenden Schulausschusssitzung wurde allen Schulleitern, Lehrern und Eltern der weiterführenden Schulen klar, dass die Gesamtschule kein zusätzliches Schulangebot zu den bereits bestehenden sechs weiterführenden Schulen im Ort sein sollte. Vielmehr würden parallel zur Einrichtung einer Gesamtschule ab Klasse 5 eine Realschule und eine Hauptschule auslaufen. Auch die Oberstufen der Gymnasien wären von dieser Entwicklung betroffen. In den folgenden Wochen formierte sich ein deutlicher Widerstand. Wir haben eigentlich nichts gegen die Gesamtschule, aber wir wollen den Erhalt unserer Schulen, war die Forderung der Betroffenen.
Der SPD-OV Rheda-Wiedenbrück ist der Auffassung, dass mit der Frage, was die einzelnen Lager trennt, kein wirklicher Fortschritt in der Diskussion erreicht wird. Vielmehr sollten sich alle Beteiligten über das Ziel klar sein, was sie verbindet. Alle Beteiligten wollen die Kinder in Rheda-Wiedenbrück zu einem möglichst guten Schulabschluss führen, der sie zu einer Ausbildung oder einem Studium befähigt.
Dabei müssen die verantwortlichen Politiker unabhängig von den Leistungen der einzelnen Schulen in der Vergangenheit das gesamte Schulsystem der Stadt im Auge haben. Das vielen Bürgern vertraute dreigliedrige Schulsystem hat sich überlebt. Es ist ein Auslaufmodell, das zentrale Anforderungen nicht mehr erfüllt. Es ist nicht gerecht und entspricht nicht dem Willen vieler Grundschuleltern.
Auch die Errichtung von Sekundarschulen ist kein zukunftsfähiges Modell für Rheda-Wiedenbrück.
Der SPD-OV Rheda-Wiedenbrück ist der Überzeugung, dass die Einrichtung wenigstens einer Gesamtschule die beste Lösung für die Stadt ist. Dafür gibt es viele Gründe:
Viele Eltern wollen den Bildungsweg ihrer Kinder lange offen halten und fordern den gemeinsamen Unterricht ohne Schulwechsel bis zum Abitur nach neun Jahren.
Nur in einer Gesamtschule wird die ideale Zusammensetzung aus leistungsstarken, mittleren und leistungsschwachen Schülern und Schülerinnen erreicht.
Eine Gesamtschule in Rheda-Wiedenbrück ist eine wirkliche Alternative für diejenigen Eltern, die ihre Kinder bisher nach Gütersloh angemeldet haben. Das Ziel einer verantwortungsbewussten Schulpolitik muss es sein, diese Kinder in den Ort zurückzuholen.
In den Schulzentren der Stadt findet man gute räumliche Voraussetzungen sowohl für die Errichtung einer Sekundar- als auch für eine Gesamtschule.
Der SPD-OV Rheda-Wiedenbrück erwartet eine Elternbefragung, bei der der Elternwille bezüglich aller Schulformen erfragt wird. Das Ergebnis dieser Befragung wird sicherlich ein deutliches Votum für die Errichtung einer Gesamtschule sein. Ein Blick auf die Nachbargemeinden zeigt deutlich, dass diese Schulform, wenn sie erst einmal eingerichtet worden ist, auch gut läuft.
In der anschließenden angeregten Diskussion tauschten Gegner und Befürworter ihre Argumente aus.
Die betroffenen Eltern der weiterführenden Schulen verwiesen auf die gute Arbeit in der Vergangenheit und wollten darüber informiert werden, welche Folgen die Einrichtung einer Sekundar- oder Gesamtschule für ihre Kinder hat.
Große Einigkeit herrschte über die Forderung nach Informationsveranstaltungen zur Sekundar- und Gesamtschule für die betroffenen Eltern sowie einer Elternbefragung vor einem möglichen Beschluss im Schulausschuss. Dabei sollten alle Schulformen zur Wahl gestellt werden.
Eine Entscheidung für oder gegen eine Sekundar- oder Gesamtschule sollte nicht übereilt schon für das nächste Schuljahr getroffen werden. Vielmehr sollte man allen Beteiligten die Zeit lassen, die für die Erarbeitung eines zukunftsfähigen Schulsystems in Rheda-Wiedenbrück erforderlich ist, und die politische Entscheidung gegebenenfalls noch ein Jahr verschieben.