Wie Phönix aus der Asche: Gymnasien beziehen neu Stellung

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Den Fraktionen liegt ein Schreiben der Schulpflegschaften der beiden Gymnasien des Einstein-Gymnasiums und des Ratsgymnasiums vor. Um der Forderung Nachdruck zu verleihen, ist es zusätzlich von beiden Schulleitungen unterschrieben. Die beiden Gymnasien schlagen vor, alle Schulformen in Rheda-Wiedenbrück so zu belassen. Lediglich die Hauptschulen sind zusammen zu legen.

Hierzu nehmen wir – wie folgt – Stellung:

Wie ein Phönix aus der Asche tauchen die beiden ortsansässigen Gymnasien mit ihrer Kritik an der Gesamtschule wieder auf. Anders als bisher wird aber auch die Sekundarschule als ungeeignet dargestellt.

Den Grund hierfür liefern sie bereits im ersten Absatz ihres Schreibens: Sie gehen davon aus, dass der Gesamtschule bei der Elternbefragung „aus dem Eindruck der Diskussion der Vorzug gegeben werden könnte“. Was bedeutet, dass die Grundschuleltern sich wahrscheinlich mehrheitlich für eine Gesamtschule und gegen die Sekundarschule in unserer Stadt aussprechen werden.

Die ortsansässigen Gymnasien machen in ihrem Schreiben auch ganz klar, was sie von der Stadt Rheda-Wiedenbrück erwarten, nämlich dass von dieser insbesondere die bestehenden Schulen „mit Oberstufen… ausreichend gefördert und ausgestattet werden, statt eine weitere Schulform in Konkurrenz dazu aufzubauen“.

Diese Worte lesen wir mit großem Erstaunen. Bisher waren die beiden Gymnasien bereit, alle bestehenden Schulformen der Sekundarstufe I für die Sekundarschulen zu opfern, solange nur ihr eigener Bestand gesichert war. Jetzt, wo deutlich wird, dass der Elternwille ein anderer ist, geht es nach dem Motto: Wir verhindern sämtliche Schulentwicklung, bevor es noch ein Gesamt- oder Sekundarschule gibt. Sie schlagen vor, alles so zu belassen wie es ist und nur die beiden Hauptschulen an einem Standort zusammenzulegen. Ihnen ist es vollkommen gleichgültig, was das für die betroffenen Schüler und deren Eltern sowie die Realschulen bedeutet.

In allen umliegenden Gemeinden erwarten die Städte eine gute Kooperation der Oberstufen von Gesamtschulen und Gymnasien. N ur in Rheda-Wiedenbrück wird eine neue Gesamtschule als lästige Konkurrenz empfunden.

Aus dem Schreiben geht jedoch weiter hervor, dass sich die beiden Gymnasien darüber keine Gedanken zu machen brauchten, da nach ihrer Ansicht die „weit überwiegende Anzahl von Eltern in Rheda-Wiedenbrück mit dem bestehenden dreizügigen Schulsystem zufrieden“ sind.

Übersehen wird dabei, dass sich fast 130 Eltern aus Rheda-Wiedenbrück ihre Kinder an auswärtigen Gesamtschulen angemeldet haben. Die Dunkelziffer der Eltern, die wegen Aussichtslosigkeit nicht einmal den Versuch unternommen haben, sich an einer Gesamtschule anzumelden, ist uns leider nicht bekannt.

Lediglich die Osterrath-Realschule hat mehr Neuanmeldungen, alle anderen weiterführenden Schulen in Rheda-Wiedenbrück liegen deutlich darunter. So viel zur scheinbaren Zufriedenheit mit dem bestehenden Schulsystem in Rheda-Wiedenbrück.

Wenn die positiven Argumente für die eigene Schulform nicht ausreichen, müssen in der Argumentation die negativen Elemente der Gesamtschule aus dem Hut gezaubert werden.

In diesem Fall ist es die scheinbar mangelnde Qualität der Gesamtschulen.

Diese Argumentation verwundert doch sehr. Einerseits befürchten die Gymnasien, dass die Gesamtschulen mit ihrem Konzept des längeren gemeinsamen Lernen und dem Angebot des Abiturs nach 9 Jahren so gut sind, dass sie eine ernsthafte Bedrohung des Bestandes der Gymnasien darstellen.

Oder aber sie sind so schlecht, wie es in dem Brief behauptet wird. Dann kann doch aber die Gesamtschule keine ernsthafte Konkurrenz für unsere funktionierenden Gymnasien, die nach eigenen Worten "Qualität und Güte" garantieren, vor Ort sein.

In der Folge muss man sich also die Frage stellen, warum so viele Grundschuleltern ihre Kinder an der Gesamtschule anmelden wollen. Gerade auch diese Eltern überlegen sehr gründlich und sind sehr kritisch, wenn es um die richtige Schulform für ihr Kind geht.

Unser Fazit: Wenn wir den Wunsch vieler Eltern nach einer Gesamtschule weiterhin so offensichtlich ignorieren, sorgen wir für einen Exodus zukünftiger Schülergenerationen aus unserer Stadt in die umliegenden Gemeinden, die dann alle eine Schulform des gemeinsamen Lernens haben werden. Diese Entwicklung kann unserer Stadt als Wirtschaftsstandort und ihrem Image als attraktiver und sozialer Stadt nur schaden.

Unsere Position bleibt eindeutig: Der Elternwille entscheidet. Es geht um die Kinder dieser Eltern. Und nicht um den Lobbyismus und Egoismus einzelner Interessenvertreter.

In der Anlage ein offener Antwortbrief an die Schulpflegschaften und die Schulleitungen der beiden Gymnasien.

(Text BFL/DK)