
(WB) Leihbeschäftigung ausländischer Arbeitnehmer durch deutsche Unternehmen vornehmlich in Ostwestfalen – diesem Thema hat sich der SPD-Ortsverein Rheda-Wiedenbrück bei seinem öffentlichen Stammtisch gewidmet.
Der SPD-Vorstand diskutierte mit Bürgern, Betriebsratsvertretern und rumänischen Arbeitnehmern der Firma Tönnies über die allgemeinen Beschäftigungsverhältnisse der Leiharbeiter in der deutschen Industrie.
Viele EU-Bürger aus Bulgarien, Rumänien oder Polen sind mit Hilfe von Werkverträgen in der Lebensmittelindustrie tätig. Deutsche Unternehmen schließen diese Verträge mit Subunternehmern in den Entsendeländern ab und erhalten im Gegenzug die Arbeitskraft dieser Menschen. In diesem Zusammenhang kritisierte die SPD ein potenzielles Lohndumping und die schlechte Versorgung der Leiharbeiter in Deutschland. „Diese Menschen arbeiten und leben hier, doch die Arbeitsbedingungen der Entsendeländer werden nach Deutschland mit importiert“, bemängelte der stellvertretende Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Francesco Trifoglio.
Zwar betonte der SPD-Vorstand, nicht die allgemeinen Arbeitsverhältnisse in der Lebensmittelindustrie anprangern zu wollen, doch die Nähe zu einem der größten Schlachtbetriebe in Deutschland sorge in diesem konkreten Fall für Diskussionsstoff. Thomas Leuschner vom Betriebsrat der Firma Tönnies bestätigte, dass das Unternehmen nicht direkt für Sozialversicherungen der Leiharbeiter verantwortlich sei, sondern die Firmen in den Entsendeländern. Zudem würden Hausbesuche bei den Arbeitern gemacht, um eine menschenwürdige Unterbringung zu überprüfen.
Eine Rheda-Wiedenbrückerin berichtete von dem Fall einer befreundeten Leiharbeiterin, die wegen Erschöpfung am Arbeitsplatz ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Die Frau sei später von Firmenvertretern unter Druck gesetzt worden, das Werk zu verlassen und sei auf der Krankenhausrechnung sitzen geblieben. Dem gegenüber argumentierte ein rumänischer Tönnies-Arbeitnehmer, dass er täglich acht Stunden arbeite, über sein Subunternehmen sozialversichert und mit seinem Lohn zufrieden sei.
Größere Substanz erfuhr der Stammtisch durch die allgemeine Betrachtung des Entsendegesetzes in der Europäischen Union. Viele Diskussionsteilnehmer machten auf ein Lohngefälle bei festangestellten Arbeitnehmern aufmerksam, da ausländische Unternehmen Arbeit viel günstiger anbieten. Folglich würden hart erkämpfte Tariflöhne durch Werkverträge unterlaufen. „Diese Zustände sind ein deutsches Phänomen, denn in anderen westeuropäischen Ländern verhindern Mindestlöhne ähnliche Verhältnisse“, sagte SPD-Ortsvorsitzende Brigitte Frisch-Linnhoff. Der Konsens am Ender der Stammtisch-Diskussion: „Die Politik muss sich für eine Verbesserung der Arbeitsverhältnisse in Deutschland einsetzen.“