Rheda-Wiedenbrück (vw). Hugo Heinemann ist der erste Träger des Dr.-Lüning-Preises der SPD Rheda-Wiedenbrück. Ausgezeichnet wird damit insbesondere die Aufklärungsarbeit des Auschwitz-Überlebenden über die Zeit des menschenverachtenden Nationalsozialismus’. Christlich getauft, aber mit jüdischer Mutter, musste Heinemann, der in Rheda wohnt, drei Jahre lang bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs als Zwangsarbeiter im Lager Monowitz sein Leben fristen.
„60 Jahre lang hat er geschwiegen, dann ging er mit seiner Lebensgeschichte an die Öffentlichkeit“, wies Versmolds Bürgermeister Thorsten Klute in seiner Laudatio im Wiedenbrücker Stadthaus am Donnerstagabend auf Hugo Heinemanns Verdienste als „Mahner für den Frieden“ hin. In Schulklassen gebe der Preisträger sein Wissen und seine Erfahrung weiter. Das sei eine stete Warnung davor, „wie unglaublich grausam Menschen sein können“, sagte Klute.
Den 1924 in Dortmund geborenen und dort aufgewachsenen Preisträger, dessen Mutter aus Rheda kam, bezeichnete der Laudator als einen „Menschen, den die Gesellschaft braucht“. An Hugo Heinemann gewandt stellte Klute fest: „Wir sind stolz auf Dich.“ Und dass er damit allen Anwesenden aus dem Herzen sprach, zeigte der Applaus bei der anschließenden Überreichung des Dr.-Lüning-Preises.
Begrüßt hatte SPD-Ortsvereinsvorsitzende Brigitte Frisch-Linnhoff die Gäste zur Verleihung des „Preises für bürgerschaftliches Engagement und Zivilcourage“. Jeder der insgesamt fünf vorgeschlagenen Bewerber trage dazu bei, Rheda-Wiedenbrück „gewaltfrei, tolerant und weltoffen zu machen“. Außer Heinemann hatten Leonie Moustakas zur Wahl gestanden, die sich beim Ausländerfest einbringt, sowie die Flüchtlingsberaterin der Diakonie, Marita Sieben, das Team von „Essen für Dich“ im Aegidiushaus Wiedenbrück sowie die Leute vom Pferdeschutzhof „Four Seasons“ in Lintel. „Geheim und mit großer Mehrheit“ sei schließlich im SPD-Ortsvorstand die Wahl auf Hugo Heinemann gefallen.
Frisch-Linnhoff erinnerte an das Wirken des Frühsozialisten und Armenarztes Dr. Otto Lüning (1818 bis 1868). SPD-Kreisvorsitzender Hans Feuß sprach über die „Funktion von Vorbildern“. Für Hugo Heinemann hätte es dessen nicht bedurft: Die mit dem Dr.-Lüning-Preis verbundenen 500 Euro reichte er sofort weiter an einen Mitbewerber: das „Essen für Dich“-Team.
