Wer war Dr. Otto Lüning?

 

Dr. Otto Lüning – Frühsozialist und Armenarzt

 

2018 jährten sich der 200. Geburtstag und der 150. Todestag von Dr. Otto Lüning – einem Menschen, den man nicht vergessen darf.

Niemals kriechen meine Lieder
Schmeichelnd um des Thrones Fuß;
Ich bin stolz – doch treu und bieder,
Freien biet‘ ich Freundes Gruß!
Mag, wer will, die Fürsten preisen:
Mein Lied ist dem Volk geweiht.
Wirst Du’s darum von dir weisen?
Sieh, ich bin ein Sohn der Zeit.  (Otto Lüning)

Diese Zeilen charakterisieren gleichzeitig seine Lebenseinstellung und umschreiben sein Wirken.

Der in Rheda praktizierende Dr. Otto Lüning war der führende Kopf der ostwestfälischen Frühsozialisten im Rhedaer Kreis. Der 1818 in Gütersloh geborene Sohn eines Pfarrers und studierte Arzt machte sich nicht nur als Redakteur, Journalist und Verfasser politischer Gedichte einen Namen. Auch als Mediziner kümmerte er sich um das Leiden der Menschen.

Das von ihm verfasste „Weser Dampfboot“ (1844) und das „Westphälische Dampfboot“ (1845-1848) waren die ersten politischen Zeitschriften in Westfalen, an welchen sich Karl Marx und Friedrich Engels mit Beiträgen beteiligten. Lüning kam mit seinen Aussagen immer wieder mit der Zensur in Konflikt. So auch mit seinen Gedichten, die er in der Schweiz verlegen ließ. In diesen legte er sich mit dem preußischen König Friedrich Wilhelm IV. und seinem Gefolge an.

Lüning kämpfte für eine bessere Bildung, eine Forderung, über die auch heute noch aktuell diskutiert wird.

Er knüpfte große Hoffnungen an die Erfolge der Wissenschaft und die stetige Weiterentwicklung der Technik. Auch den einsetzenden Ausbau des Eisenbahnnetzes sah er als einen Teil der neuen Freiheiten für die Menschen an.

Mit der Haltung vieler seiner Zeitgenossen:

Nur bedächtig! laßt euch sagen,
Gut wird nur, was lange währt;
Müßt nicht fordern, müßt nicht fragen:
Wartet, was man euch bescheert.

war Lüning überhaupt nicht einverstanden und setzte dem entgegen:

Nein, es eilt, wir müssen weben,
an des freien Volkes Kleid,
Müssen streben, müssen leben:
“halten will die neue Zeit!

 

Seine Gedichte waren nach Meinung der Herrschenden eine „Majestätsbeleidigung“. Die Folge war: Dr. Otto Lüning wurde jahrelang juristisch verfolgt.

Nach wiederholten „Preßvergehen“ u.a. im Zusammenhang mit dem „Dampfboot“ floh er in die Schweiz, kehrte nach dem Tode seiner Frau aber nach Rheda zurück. Hier verstarb er im Jahr 1868.

 

Gedenktafel Dr. Lüning am Doktorplatz in Rheda

 

Erfahren Sie mehr über Dr. Otto Lüning im ersten Kapitel unserer Rubrik „Die Geschichte der Sozialdemokratie in Rheda-Wiedenbrück“